Gestern Mittwoch, 28. Oktober 2020, fand das 5. Baselbieter Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsforum (BAWF) in Allschwil statt. Regierungsrat Thomas Weber konnte Experten und Podiumsteilnehmer vor Ort und gegen 300 Teilnehmer über einen interaktiven Live-Stream zum Jubiläumsanlass begrüssen. Im Kern der Diskussionen stand die Frage, wie und wo rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden können, die mit den rasanten technologischen Entwicklungen mithalten können.
Das Podium konnte bei der Diskussion auf Thesen und Überlegungen zurückgreifen, die im Vorfeld in Form eines partizipativen Prototyping-Verfahrens in den vergangenen BAWF erarbeitet wurden. Zum Schluss wurde eine neue Partnerschaft zwischen der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion mit der Handelskammer beider Basel zur Entwicklung eines Resonanzraums «Zukunft Baselland» ins Leben gerufen.
«Es braucht eine neue Gesetzgebung, die in der Lage ist, mit der Geschwindigkeit der Technologieentwicklung mitzuhalten. Warum nicht ein “Zukunftslabor BL” schaffen? Die Politik soll für eine begrenzte Zeit oder für bestimmte Technologien den notwendigen regulativen Freiraum und Experimentierfelder gewähren.» Mit diesen Worten eröffnete Regierungsrat Thomas Weber das BAWF 2020 und schloss an das BAWF 2018 an.
Das Labor dient dem Ausprobieren neuer Technologien, von innovativen Geschäftsmodellen sowie im konkreten Fall dem Testen von alternativen Raumnutzungen. Eine Kernfunktion ist der Erfahrungs- und Wissensaustausch innerhalb und ausserhalb des Labors.
Im Labor geht es zuerst um den Erkenntnisgewinn und darum, Erfahrungen und Wissen in der Auseinandersetzung mit neuen Technologien und damit zusammenhängend auch mit neuen Praktiken und Lebensgewohnheiten zu sammeln. Fehlschläge und Irrtümer tragen zum Erkenntnisgewinn bei, neue Technologien können eingesetzt und die Auswirkungen auf die Region im Kleinen erforscht werden.
Wichtige Regulierungen, die es für diesen Raum zu überdenken gilt, sind im Arbeitsgesetz, beim Lärmschutz und im Raumplanungsgesetz zu finden. Des Weiteren gilt es den Umgang mit den Daten zu klären. Der Datenschutz, die Privatsphäre soll geschützt werden, gleichzeitig müssen aber auch möglichst viele Daten offen zugänglich sein (Open Data).
Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob das Labor räumlich konkret verortet sein muss oder ob es sich mehr um einen grundsätzlichen Verhaltensansatz handelt, der keinen eigentlichen Ort braucht. Die Möglichkeit des Erlebens, die Haptik, die Konkretisierung sprechen für einen realen Ort. Die Philosophie des «Ermöglichens, der Experimentierfreudigkeit und des Strebens nach Innovation» lässt diese Frage hingegen offen.
Unbestritten war in der Diskussion, dass ein Reallabor eine Moderation oder gar Kuration braucht. Ebenso klar war aber auch, dass diese Rolle nicht vom Staat übernommen werden kann oder darf. Auch seitens Finanzierung war sich das Podium einig, dass die Rolle des Staates hierbei sehr begrenzt sei.
Schliesslich sind im Kanton Basel-Landschaft bereits heute verschiedene Projekte im Bau oder im Betrieb, die auf privater Basis genau solche Reallabor-Situationen ermöglichen. Genannt wurde Uptown Basel in Arlesheim, CleantechLab in Liestal oder 5th Floor in Muttenz, das Dreispitz-Areal oder BaseLink Allschwil, das Projekt GRID Campus of Collaboration in Allschwil.
Das Baselbieter Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsforum fördert den ständigen Dialog der Baselbieter Behörden mit den Unternehmen, Politikerinnen und Politikern und der Bevölkerung. «Dafür spannen wir jetzt mit einem starken und etablierten Netzwerk der Region zusammen: der Handelskammer beider Basel» sagt Thomas Kübler, Leiter Standortförderung Baselland. «Die Handelskammer unterstützt uns methodisch beim Dialog mit dem Netzwerk».
«Gemeinsam gehen wir im Austausch mit Anspruchsgruppen neue Wege», erläutert Martin Dätwyler, Direktor Handelsammer beider Basel. «Dies macht Sinn, haben wir beide doch das Ziel, unseren Wirtschaftsstandort weiterzuentwickeln und fit für die digitale Zukunft zu machen. Ich freue mich, dass wir Anregungen aus der Wirtschaft und der Bevölkerung weiterhin in Workshops, neu aber auch mit dem eigens dafür konstruierten digitalen Resonanzraum namens «Zukunft Baselland» diskutieren. Hier können sich Unternehmerinnen und Unternehmer, Politikerinnen und Politiker und die Bevölkerung einfach einbringen und gemeinsam die richtigen Schlüsse erarbeiten, damit der Kanton den digitalen Wandel meistern und unser Standort von den Chancen profitieren kann, die die Transformation bietet.»
Der Austausch kann so orts- und zeitunabhängig erfolgen: Wer die Zukunft des Kantons Basel-Landschaft zu den Themen «Raum», «Arbeit», «Bildung» und «Recht» mitgestalten will, der geht zum Resonanzraum «Zukunft Baselland». «Wir beginnen den digitalen Dialog mit dem Thema «Raum»: Wie ist das Zusammenspiel von Raumentwicklung, Mobilität, Infrastruktur und den persönlichen Bedürfnissen der Menschen sowie der Unternehmen und Organisationen?», erläutert Martin Dätwyler.
Thomas Kübler ergänzt: «Damit arbeiten wir an den Ideen weiter, die wir am gestrigen Baselbieter Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsforum mit den Teilnehmenden entwickelt haben, damit im Baselbiet eine Art «Zukunftslabor Raum» Realität werden kann. In Zukunft werden wir im Resonanzraum aber auch Fragestellungen zu den anderen Themen diskutieren. Es lohnt sich also, immer wieder vorbeizuschauen».
Auskunft:
Thomas Kübler, Standortförderung Baselland
Tel. + 41 61 552 56 93
Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel
Tel. +41 61 270 60 62
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